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stumpfhaus

Der fehlende Balken oder die Holzschlupfwespe


Der Zimmermann Simon Ringwald, den die Blechner zur Hilfe gerufen hatten, um die schadhaften Endköpfe der Dachpfetten auszubessern, winkte erst einmal ab. Der Balken des Dachstuhls war an der Wetterseite vollständig weggegammelt, das hatte Vorrang.

Die westliche Giebelseite des Wasserschlössles wurde im Obergeschoss im historischen Fachwerkstil errichtet. Die Untersuchung des über 5 Meter langen tragenden Balkens ergab, er existierte gar nicht mehr. Die kärglichen Reste hatte man vor Jahren mit Beton zugeschmiert. Also freilegen!


Wie konnte es passieren, daß ein massiver Balken mit 17 cm Durchmesser und 5 Metern Länge einfach so weggammelte? Tiefe Löcher im Holz wiesen den Weg zur Antwort. Brach man das morsche Holz weg, fanden sich große Larvengänge, die durch den ganzen Balken führen. Das Auffinden kleiner Nester aus Lehm liefert den entscheidenden Beweis. Der morsche Balken war nicht das Opfer von Holzwürmern geworden, sondern von Holzwespen, die ihre Larven in das Holz abgelegt hatten! Deshalb werden sie auch Schlupfwespen genannt. Ein höchst interessantes Insekt, wenn es nicht gerade den Dachstuhl anbohrt. https://de.wikipedia.org/wiki/Holzwespen-Schlupfwespe



Also mußten erst einmal sehr vorsichtig die morschen Reste des durchlöcherten , aber "tragenden" Balkens entfernt werden, denn auf ihn setzen die anderen Balken des Fachwerks der Westfassade auf.

Es war wie ein Mikadospiel, aus dem man das Holz entfernen will, das zuunterst liegt.



Nach der Freilegung bereitete der Fischerbacher Zimmermann Simon Ringwald alles vor, um den neuen, maßgeschneiderten Balken aus Douglasie einzusetzen. Er musste genau in die "Fehlstelle" passen, um wieder die anderen Balken des Fachwerks zu tragen.

Nicht gerade ein Kinderspiel, die Sanierung. Hier bedarf es hohen handwerklichen Könnens, viel Geschick und auch der nötigen Muskelkraft. Dank an unseren Herkules, Simon Ringwald, steht das Fachwerk vom Wasserschlössle wieder und die Fassade ist intakt. Die Fehlstellen im Putz wird die Gengenbacher Firma Hoog in den nächsten Tagen ausbessern, die auf die Restaurierung von historischem Kalkputz spezialisiert ist.



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