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stumpfhaus

Die fehlende Eingangstreppe

fehlte schon seit einem halben Jahrhundert. Das Provisorium aus betonierten Terrassenplatten hatte sich inzwischen vollständig aufgelöst. Nachdem wir letzte Woche das unterschiedliche Niveau des Eingangsgeländes - immerhin 2 Meter Gefälle- mit Sandsteinfindlingen und Porphyrfelsen neu gestaltet hatten, sollte nun, am Tag vor Weihnachten, die Treppe gesetzt werden. Ein historischer Moment, sozusagen der Schlussakkord für die Instandsetzung des Aussenbereichs.

Das war der Plan.



Die Trittstufe, auf der die gusseiserne Treppe aufsitzen sollte, hatte der Steinmetz Tom Wulzinger inzwischen fachgerecht positioniert und einzementiert. Eine wunderschöne Treppe wartete auf ihren neuen Einsatz, ist sie doch aus dem Jahr 1897 und stammt von einem Wasserkraftwerk aus Westfalen, ganz ähnlich zu der Reichenbacher Turbinenstation.


Nachdem der Bauherr die sehr schwere Treppe in rostigen Einzelteilen im Osten von Westfalen erstanden, eingeladen und in den Schwarzwald überführt hatte, wurde sie von ihm im Frühjahr vorsichtig entrostet und sandgestrahlt , um anschließend mit dem Rostschutzmittel Owatrol einölt zu werden. Mehrfach. Owatrol ist ein einzigartiges Naturöl, das tief eindringt, die Feuchtigkeit austreibt und altes Eisen neu schützt.

Unter Restauratoren ist es ein Geheimtip.


Also gab es in den Sommermonaten viel zu streichen. Nun sollte all die Einzelteile zu einer Treppe zusammengesetzt werden und mit dem Kran des Steinmetzes an ihren neuen Platz kommen: Als Eingangstreppe der Reichenbacher Turbinenstation anno 1900.



Aber irgendwie haute die Montage der restaurierten Treppe nicht hin. Sechs Stunden bei einer Außentemperatur von 3°C probierten wir gemeinsam die Treppe zu montieren. So wie die Konstruktion aufgebaut war, - alle Treppenteile bauten aufeinander auf-, erschien es ein Kinderspiel. Doch die Tücke steckt im Detail. Da zu viel Spannung, dort zu wenig; da etwas schief, alles schief; da aus dem Winkel, alles aus dem Winkel.. Es war zum Verzweifeln.


Stützen wurden gebaut und wieder entfernt. Immer wieder wurde die Treppe vom Kran des Steinmetzes hochgehoben und mühsam neu ausgerichtet, dann fiel um 19 Uhr die Entscheidung.

Die Treppe braucht definitiv eine andere Auflage sowie eine zusätzliche Stütze, die ein Schmied passgenau anfertigen muss. Aber dieses Jahr wohl nicht mehr. Es übers Knie zu brechen und die alte Treppe mit Gewalt zu verschrauben, wäre für Gusseisen das sofortige Ende, da es bricht. Also besser sich vertagen, nachdenken, die bessere Lösung finden, indem man sich mit einem Fachmann berät, am besten einem Metallbauer. Nächstes Jahr.


Alle Handwerker waren in den letzten Monaten so schnell gewesen und haben Dampf aufgemacht, daß das Wasserschlössle noch dieses Jahr wiederaufersteht, dann kann es nach seinem langen, langen Schlaf zum Aufwachen auch noch bis ins Jahr 2025 warten, vor allem wenn das neue Jahr nur eine Woche entfernt ist.



So wünschen wir allen, die die Wiederauferstehung des alten Kraftwerks mit Interesse und Sympathie verfolgen, Frohe Weihnachten und einen Guten Rutsch ins Neue Jahr 2025.

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